Pflanzenpflege mit Mikroorganismen am Beispiel von Blumen und Gemüse

Jungpflanzen

Im Nachfolgenden haben wir für Interessierte, aber auch Neueinsteiger kurz und knapp dargestellt, was Mikroorganismen effektiv im Garten leisten können und wo sie im Selbstversorgergarten eingesetzt werden. Die Thematik ist jedoch mittlerweile sehr umfassend, dass wir bei weiterem Informationsbedarf auf die Infoquellenangaben am Schluss dieses Beitrages verweisen.

Was Mikroorganismen bei Pflanzen bewirken

  • Stimulation der Entwicklung des Wurzelsystems,
    Unterdrückung von bodeneigene Krankheiten sowie „Schädlingen“,
  • Steigerung der Düngewirksamkeit von Organischen Substanzen,
  • Verwendung als „Pflanzenfutter“,
  • Transporteur von lebender Substanz,
  • Verbesserung des Keimens, Blühens, Fruchtens und Reifens,
  • Erhöhung der Fotosynthesefähigkeit,
    Kräftigung der Pflanze,
  • Erhöhung der Lagerfähigkeit der Ernteprodukte und Einbaubau von Kohlenstoff im Boden (Beitrag zur Klimaverbesserung).

Grundsätzlich gliedert sich der Einsatz dabei von Mikroorganismen in der Pflanzenpflege in zwei Bereiche:

Bodenverbesserung: Wir nehmen indirekt über die Hinzugabe von Mikroorganismen-Kulturen, aber auch durch Stimulation von bereits frei lebenden Mikroorganismen mittels Dominanzprinzips Einfluss auf das Pflanzenwachstum, denn alle Pflanzen sind in der Lage, über den Vorgang der sogenannten Endozytose sich lebende Bakterien einzuverleiben und zu verstoffwechseln (Rusch, Reataver, nochmals zusammengefasst in Pommeresche et. al).

Pflanzenschutz:

Zum anderen schützen wir durch das Besprühen mit Mikroorganismen(-Präparaten) die Pflanzen vor Krankheiten und „Schädlingen“. Aber Achtung: Nur hochwertige Mikroorganismenkonzentrate – mit Wasser entsprechend den Vorgaben des Herstellers verdünnt – dürfen auf die Pflanzen aufgesprüht werden, denn ansonsten können dafür nicht ausgelegte Präparate bei vorhandenen „Zuckerresten“ oder anderen pflanzlichen Restbestandteilen an den Pflanzen großen Schaden anrichten, indem Sie Schädlinge sogar anlocken oder die Pflanze schädigen indem die Blattporen verstopfen.

Typische Anwendung am Beispiel für Gemüse und Blumen im Garten

Was benötige ich zur Herstellung guter Erde, die auch ideal für die Jungpflanzenanzucht funktioniert?

Materialien:

  • 95 Prozent Anzucht- oder Blumenerde (idealerweise in BIO-Qualität)
  • 5 Prozent Bokashi (aus Küchen- und Gartenabfällen selbst hergestellt oder als gute Handelsware)
  • Mikroorganismen-Präparat-Wasser-Lösung (EM-A mit Wasser vermischen)
  • Abdeckvlies (idealerweise biologisch abbaubar) oder Jutesäcke zum Abdecken

Anleitung:

Vermische die Anzucht- oder Blumenerde mit dem Bokashi.
Gib das EM-A-Wasser-Gemisch dazu, damit die Mischung (Erde) gut feucht ist.
Gib nun diese Mischung in einen Behälter oder auf einen Haufen, der auf blankem Boden liegt, und decke sie mit dem Vlies oder Jutesäcken ab, sodass sie „atmen“ kann.
Lass diese Erde-Mischung nun zwei bis drei Wochen reifen. Nach dieser Zeit kann sie zum Säen oder Anpflanzen verwendet werden. Prüfe die Erde, ob sie nicht zu trocken und auch nicht zu nass ist. Drücke sie mit der Hand zu einem „Knödel“. Dieser sollte, wenn man ihn berührt, leicht wieder zerfallen.

Vorbereitung für Aussaat und Pflanzung:

Den Boden mit Bokashi gut vorbereiten (siehe oben). Samen (auch Kartoffeln) in verdünnter EM-A-Lösung 1:500 etwa eine halbe Stunde lang einweichen, um sie mit EM-A zu ummanteln (beizen). Es gelten dabei die folgenden Erfahrungswerte.

Saatgut Einweichzeit EM-A:Wasser
Kleines Saatgut 30 Minuten 1:500
Mittelgroßes Saatgut (z.B. Zuckermais) 4-6 Stunden 1:500
Größeres Saatgut (z.B. Bohnen) 24-48 Stunden 1:500

Danach das Saatgut trocknen lassen. Wenn es sich mit dem Fingernagel leicht eindrücken lässt, hat es die richtige Feuchtigkeit und ausreichend EM-A aufgenommen.

Vorbereitung des Bodens:

Bei einer Bodenwärme über acht Grad Celsius 200 Gramm bis ein Kilogramm Bokashi flach in den Boden einarbeiten.
Nach dem Einarbeiten des Bokashi muss die Erde mit einem EM-A-Wasser-Gemisch von 1:100 gegossen werden. Effektive Mikroorganismen mögen es feucht und warm.
Nachdem alles mit dem EM-A-Wasser-Gemisch begossen wurde, ist es nun wichtig, die Erde mit Stroh, verdorbenem Heu oder einem Vlies zu bedecken. Dies verhindert das vorschnelle Austrocknen der Erde.
Den Bodenorganismen muss man nun etwa zehn Tage Zeit geben, damit sie den Boden aufbereiten können und damit sich der relativ niedrige pH-Wert des Bokashi an den pH-Wert des Bodens anpassen kann. Während dieser Zeit vollziehen sich in diesem Boden sehr wichtige Stoffwechselvorgänge. Wird ein solcher Boden zu früh bepflanzt, können der Pflanzenkeimling oder die Jungpflanze durch eine zu saure Bodenreaktion geschädigt werden.

Vor und nach dem Säen bzw. Setzen:

Nach dem Setzen oder Säen soll die Erde mit einer EM-A-Lösung von 1:1000 gut gewässert werden, und zwar so lange, bis der Boden vollständig durchfeuchtet ist. Die Menge spielt grundsätzlich keine Rolle.

Während der Wachstumsphase:

Abhängig von der Art der Pflanze einen Monat lang jede Woche mit einer verdünnten EM-A-Lösung 1:100 gießen. Eine häufigere Anwendung schadet nicht. Am Anfang der Wachstumsphase die Gießabstände verkürzen. Wenn augenscheinlich das Wachstum gut vorangeht, kann man die Gießintervalle verlängern.
Bokashi kann auch unmittelbar als Pflanzenfutter eingesetzt werden, allerdings nicht zu viel auf einmal. Es darf nicht direkt auf die Pflanze gegeben, sondern muss etwa 10 bis 15 Zentimeter daneben platziert werden.
EM-A niemals in höheren Konzentrationen als 1:100 ausbringen. Wegen des niedrigen pH-Wertes kann eine höhere Konzentration physiologische Probleme oder gelbe Flecken auf den Blättern bewirken, insbesondere allerdings während Trockenphasen.
Eine Kombination von EM-A mit chemisch-synthetischen Mitteln sollte vermieden werden.

Kurzanleitung: Herstellung eigener EM-A

(Mengenbeispiel nach der Drei-Prozent-Rezeptur):

  • 300 Milliliter Bio-Stammlösung (zum Beispiel von MikroVeda)
  • 300 Milliliter Bio-Zuckerrohrmelasse
  • 9,4 Liter gutes Wasser
  • Zehn Liter EM-A

Diese EM-A-Lösung wird in einem möglichst lebensmittelechten Zehn-Liter-Kunststoffbehälter hergestellt, der durch einen sogenannten Gärspund zum Ausgasen während der ungefähr siebentägigen Fermentationszeit die Öffnung luftdicht abschließt.

Bokashi-Sud zum Vitalisieren, Düngen und Vergraulen von stechenden und saugenden Insekten

Der sogenannte Bokashi-Sud (-Suppe) wird zur Blattdüngung und zum Vergraulen von stechenden und saugenden Insekten („Schädlingen“) verwendet. Aber wie stellst du Bokashi-Suppe her?

Gib etwa fünf Kilogramm Bokashi-Sud in einen wasserdurchlässigen Sack (zum Beispiel Kartoffelsack aus dem Landhandel).
Lege diesen Sack acht bis zwölf Stunden in 50 Liter Wasser (zum Beispiel in einen 500 Liter fassenden üblichen Kunststoffkübel aus dem Baummarkt oder Ähnliches), damit Nährstoffe und Mikroorganismen aus dem Sack herausgelöst werden.
Entferne den Sack und fülle nach dieser Zeit 450 Liter Wasser hinzu.
Gib zu diesen 500 Litern Bokashi-Sud jeweils eine gute Handvoll frische, geschälte und gepresste Knoblauchzehen und klein geschnittene scharfe Chilischoten und verrühre alles gut miteinander. Den so veredelten Sud maximal 24 Stunden stehen lassen. Dann Knoblauch und Chilischoten abseihen.
Verspritze nun unmittelbar, also ohne ihn noch länger stehen zu lassen, diesen Sud mittels Gießkanne, Spritzgerät oder Beregnung im Gewächshaus oder im Freiland auf die bepflanzten Beete.

Fermentierter Pflanzenextrakt

Beim Fermentieren verschiedenster Pflanzen werden deren wirkungsvolle Inhaltsstoffe in EM-A gebunden, um sie verdünnt auf Pflanzen, Boden oder Kompost zu sprühen beziehungsweise gießen. Dabei können prinzipiell alle Pflanzen verwendet werden, die voller Lebens- und Wuchskraft sind, auch Beikräuter („Unkräuter“). Für Mensch und Tier giftige Pflanzen sollten allerdings nicht verwendet werden. Wie wende ich fermentierten Pflanzenextrakt an?

Regelmäßiges Versprühen eines fermentierten Pflanzenextraktes in einer Konzentration von 1: 100 im Abstand von fünf bis zehn Tagen fördert gesunde und kräftige Kulturpflanzen und unterstützt sie zur Abwehr von Krankheiten und „Schädlingen“.

Profitipp: Durch die Zugabe von 0,1 Prozent BIO-Zuckerrohrmelasse als Haftmittel auf Blätter und Stängel wird die Wirkung erhöht: ein Liter fermentierter Pflanzenextrakt plus 0,5 Liter BIO-Zuckerrohrmelasse plus 500 Liter Wasser. Aber Achtung: Mehr hilft nicht mehr, also auf keinen Fall zu viel Zuckerrohrmelasse beigeben. Eine Überschreitung der Hinzugabe kann den Pflanzen langfristig Schaden zuführen, indem Blattporen durch die Melasse zu stark verklebt werden.

Literaturtipps

Francé, Raoul H.: Das Leben im Boden/Das Edaphon. OLV Verlag, Kevelaer,
Hennig, Erhard: Geheimnisse der fruchtbaren Böden. OLV Verlag, Kevelaer,
Higa, Teruo: Effektive Mikroorganismen. OLV Verlag, Kevelaer,
Hiriam: 4000 Jahre Landbau in China, Korea und Japan. OLV Verlag, Kevelaer,
Lorch, Anne: EM – Eine Chance für die Erde.  Pommeresche,
Herwig, Humussphäre – Humus, ein Stoff oder ein System? OLV Verlag, Kevelaer,
Rusch, Hans-Peter: Bodenfruchtbarkeit. OLV Verlag, Kevelaer
Zschocke, Anne-Katharina: EM

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